Knödel, Kraut und Krustebraten

Es dampft, es brodelt, kocht und brät – wer schon einmal einen mittelalterlichen Markt besucht hat, selbst dem Lagerleben frönt oder gar historisch vollgerüstet, vollversiert und vollgewandet ist, weiß, wovon ich spreche. Es geht nicht um einen Dampfgarer – nein, wir lieben es, wenn das Sauenfett trieft, das Kraut braun wird und die Kartoffel….. halt…..… wenn die Knödel aneinander kleben. Wenn du dich fragst, was ich gegen Kartoffeln habe, solltest du unbedingt weiter lesen.

Küche, Kräuter, Zauberey soll Einblick ins kulinarische und handwerkliche Mittelalter gewähren.

Viel Freude beim metaphorischen Eintauchen in Kochtopf, Bratenfett und die Vergangenheit mit einem Leben ohne Punkte, Sterne, Druckknopf und künstliche Aromastoffe

Magistra furiosa

Freitag, 11. Mai 2012

Der Kerbel

Der Kerbel ist ein vergleichsweise altes Küchenkraut, das bereits im frühen Mittelalter vom Abt Wahlafried Strabo (Anfang des 9. Jahrhunderts) im berühmten Kräutergarten auf der Reichenau angebaut, kultiviert und in der Klostermedizin eingesetzt wurde. In seinem Hortulus (Liber de cultura hortorum), einem Lehrgedicht, das Art und Wirkung von 25 (Heil-)pflanzen beschreibt, wird er als cerefolium erwähnt.
Anthriscus cerefolium, wie der Kerbel auf Latein genannt wird, ist ein Doldenblütergewächs, der eigentliche Wirkstoff des feinfingrigen Krautes ist das Apiin.


Der Kerbel fand seinen Eingang in die Küche über den Umweg der Medizin, obgleich seine Heilkraft umstritten ist und nicht immer eindeutig belegbar gewesen zu sein scheint. Ihm wird blutreinigende Wirkun und ein ausgleichender Einfluss auf Magen und Haut nachgesagt, Kerbel regt außerdem die Verdauung an und fördert den "Ausgleich der Säfte", wobei Hildegard von Bingen all diese mutmaßlichen Wirkungsweisen nicht sah, sondern Kerbel vornehmlich als Mittel zum Einsatz bei Wasserbrüchen sah.



Als (vergleichsweise harmloses) Hexenkraut diente der Kerbel der Pestabwehr und dem Gegenzauber bei von tollwütigen Tieren verursachten Bisswunde, indem er als Tee getrunken wurde und aus dem Sud Umschläge und Bäder direkt auf die Wunde aufgebracht wurden.Über die Wirksamkeit diesbezüglich ist wenig überliefert - vermutlich, weil gegen eine echte Tollwutinfektion eben doch kein Kraut gewachsen ist.....

Die Rolle des Kerbels in der Küche ist dabei umso größer: er diente als beliebtes Suppenkraut und wurde auch als Gewürz für Gemüsespeisen, er findet nach wie vor Verwendung in der "Grünen Soße" und anderen kalten Speise, sowie in der Kerbelsuppe, die zu Ostern das Fastenbrechen einleitet.

Bild: Wikipedie/Kerbel


Bitte verwende die hier genannten Kräuter nicht leichtfertig und sammle sie unter kenntnisreichem Blick - Doppelgänger können giftig sein, Überdosierungen krank machen!



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