Knödel, Kraut und Krustebraten

Es dampft, es brodelt, kocht und brät – wer schon einmal einen mittelalterlichen Markt besucht hat, selbst dem Lagerleben frönt oder gar historisch vollgerüstet, vollversiert und vollgewandet ist, weiß, wovon ich spreche. Es geht nicht um einen Dampfgarer – nein, wir lieben es, wenn das Sauenfett trieft, das Kraut braun wird und die Kartoffel….. halt…..… wenn die Knödel aneinander kleben. Wenn du dich fragst, was ich gegen Kartoffeln habe, solltest du unbedingt weiter lesen.

Küche, Kräuter, Zauberey soll Einblick ins kulinarische und handwerkliche Mittelalter gewähren.

Viel Freude beim metaphorischen Eintauchen in Kochtopf, Bratenfett und die Vergangenheit mit einem Leben ohne Punkte, Sterne, Druckknopf und künstliche Aromastoffe

Magistra furiosa

Donnerstag, 7. Juni 2012

Der Met


Obwohl er mit Sicherheit nicht den obersten Stellenwert hatte, weil er vergleichsweise teuer in der Herstellung war, finden wir den Honigmet als „typisch mittelalterliches“ Getränk auf nahezu allen Mittelaltermärkten und Mittelalterveranstaltungen.
In dieser Häufigkeit wird er in den langen Jahrhunderten des Mittelalters nicht getrunken worden sein, wurde doch der Honig nur zu besonderen Gelegenheiten verzehrt und äußerst sparsam verwendet, da er als hochkalorisches und schmackhaftes Süßungsmittel entsprechend wertvoll war. Karl der Große soll im „Capitulare de villis“ verfügt haben, dass die Imkerei Bestandteil eines jeden Landwirtschaftlichen Betriebes zu sein habe, um den Nachschub an Honig zu gewährleisten.

So wundert es kaum, dass der Met vorwiegend in Adelskreisen getrunken wurde, wenngleich es eine Weile dauerte, bis er als Rauschmittel und Kalorienlieferant im mittelalterlichen Europa durch das Bier ersetzt wurde. Vergleichsweise lang war er seit den Germanenkulten das Rauschgetränk, das zum eigenen Vergnügen genauso wie zur Opfergabe an die Götter konsumiert wurde.

Entstehung des Mets

Über seine Entstehung gibt es verschiedenste Theorien – zum einen wird für möglich gehalten, dass im alten Rom angekaute Brotreste in einen Trog voll Honigwasser gefallen/gespuckt worden sein sollen und so die Gärung in Gang gesetzt haben.
Andere Mutmaßung lauten, dass schlicht ein Honigtopf, der mit Wasser ausgespült werden sollte, vergessen wurde und dann in Verbindung mit den umgebenden Bakterien und Hefepilzen aus der Luft einen zufälligen Gärprozess durchlaufen haben soll.
 Vergleichsweise sicher ist, dass der Met im europäischen Kultrurraum seine Wurzel im Germanisch-Indogermanischen hat, woher auch die Bezeichnung "madhu-" für Honig stammt.

Wie auch immer die Herstellungsprozesse vollzogen wurden: der Met war lange Zeit – und eben auch ins Mittelalter hinein – ein wichtiges Rauschmittel, dem zudem noch als sogenannter "Hydrom(i)el" medizinischer Nutzen nachgesagt wurde (was sich vermutlich durch die antiseptisch-antiobiotische Wirkung des Honigs erklären lässt). 

Metherstellung

  • Ein Kilo Honig nach Wahl - bitte bedenken, dass der Met dann nach diesem Honig schmeckt, als Resteverwertung für ungeliebte Honigarten ist das Rezept also nicht geeignet
  • 1,5 Liter Wasser
  • 100 Gramm Reinzuchthefe aus der Apotheke zur Gärung - Küchenhefe ist aufgrund möglicher Verunreinigungen NICHT geeignet!
  • Für Expereimentierfreudige: Gewürze - Nelken, Ingwer, Anis, Zimt - um gezielte Geschmacksrichtungen zu erreichen (vielleicht lieber erst beim zweiten Mal ausprobieren)
Ferner wird benötigt 
  • eine Ballonflasche und 
  • ein Gärkolben/ Gärrohr
  • keimfreie Flaschen mit Korken (steriliserte Ausstattung ist nötig!)
  • oder: ein Gärfass mit Gärkolben
  1. Den Honig mit dem Wasser (und wahlweise den Gewürzen) aufkochen, Schaum abschöpfen, abkühlen lassen
  2. Einen Teil der Flüssigkeit abgießen und die Hefe hinzugeben, sobald das Gemisch lauwarm ist
  3. den Rest in die saubere Ballonflasche oder das Gärfass geben, 
  4. Die Hefelösung hinzugießen und augenblicklich mit dem Gärkolben/ Gärrohr verschließen.
  • Ballonflasche oder Gärfass ruhig und warm stellen, der Gärprozess ist abgeschlossen, wenn sich keine Blasen mehr bilden (ca. nach 14 Tagen insgesamt)
Wichtig ist, dass das Gemisch während des Gärprozesses keiner Temperaturschwankung ausgesetzt ist und Fass und Flaschen, auf die das fertige Metgetränk dann abgefüllt wird, absolut sauber sind.  
Außerdem ist zwingend notwendid, dass das Getränk nicht vor Abschluss des Gärprozesses auf die Flaschen gezogen wird, da diese sonst bei fortschreitendem Gären gesprengt werden können - das wiederum gibt eine mordsmäßige Sauerei.....

Montag, 4. Juni 2012

Liebstöckel - Levisticum officinale - "Maggikraut"

Ich bin ehrlich: Liebstöckel ist in meinen Augen ein Un-Kraut. Und zwar einfach, weil er sich unkrautig verhält: Er wächst und wächst und wird größer und größer - keinen Liebstöckel ernten zu können, wenn man einmal einen der robusten Ableger gesetzt hat, ist fast unmöglich.

Anwendung

Ligusticum mutellina - Alpen-Mutterwurz
Das war es dann aber auch schon mit dem Unkraut, denn Liebstöckel ist mit seinen starken aromatischen ätherischen Ölen ein idealer Bestandteil zum Würzen von Eintöpfen, Salatsaucen (dezent verwenden!) und zum Einlegen (ebenso dezent verwenden). Mit der Würzsoße Maggi hat das Kraut aber nur den Volks-Namen gemein, es ist kein Bestandteil des Würzproduktes.
Der Liebstöckel wird neben seinem oben genannten lateinischen Namen seit dem Frühmittelalter auch mit dem Namen "Ligsuticum" bezeichnet, den er sich mit den Mutterwurzarten teilt, da ihnen als Wuchsstandort von Disokurides das Land Ligurien (zwischen dem Rhonetal und Genua) zugeschrieben wird. Eine botanische Verwandtschaft liegtzwar vor, die Arten sind aber eigentlich nicht verwechselbar, weswegen es sich möglicherweise bei der gleichen Namensgebung um einen Tradierungsfehler handelt.
Levisticum officinale - Liebstöckel

 Sowohl dem Mutterwurz als auch dem Liebstöckel wird nachgesagt (unter anderem von Hildegard von Bingen), dass er die Periode fördert und einsetzen lässt (siehe hierzu auch im unteren Abschnitt "Zauberey")

Gefahren


Im Übermaß genossen kann Liebstöckel Frühwehen verursachen.

"Zauberey" und medizinische Verwendung

Liebstöckel war neben Sellerie (ebenso wie Liebstöckel und Petersilie ein Doldenblütlker), Efeu und einigen Nachtschattengewächsen Bestandteil der sogenannten Hexensalben, denen ein eigener Eintrag zu widmen sein wird.
Dies lässt sich sowohl anhand seines typischen Geruchs und Geschmacks, der die Bitterstoffe enderer bestandteile zu überdecken vermag, als auch anhand seiner Funktion als "Abtreibungs"kraut (und damit als "typisches" Frauenkraut) erklären. Dabei wäre nicht vom "Abtreibungskraut" gesprochen worden sondern als Reinigungskraut oder Stagnation lösendes Kraut. In dieser Funktion wird der Liebstöckel bereits in der Spätantike bei Dioskurides in der Materia Medica erwähnt.

Seine Heilwirkung entfaltet der Liebstöckel bei Verdauungsbeschwerden (hier werden die Früchte verwendet) und unter Verwendung der Wurzekbestandteile bei Harnwegsinfekten zur Prävention von Nierensteinen und Nierengrieß. Der wirksame Bestandteil sind Alkyphtalide, sie befördern die Produktion der Verdauungssäfte und wirken krampflösend und entspannend.

Samstag, 2. Juni 2012

Heidenische Kuchen - eine Pastete

Das Rezept, das einmal mehr Fahrenkamps "Wie man ein teutsches Mannsbild bey Kräfften hält" entstammt, habe ich eigentlich nur ausgewählt, weil ich gerne einen Eintrag über Liebstöckel verfassen möchte und dafür einen Anlass brauche - nichtsdestotrotz ist es auch für die Lagerküche geeignet, da es gut vorzubereiten und schließlich mitzunehmen ist. Aufgrund seiner recht konventionellen, in dieser Form aber unüblich zubereiteten Ingredientien dürfte es auch als Mitbringsel für die nächste Party taugen.

Der heidnische Kuchen - ein Rezept aus dem Orient (oder anderen unchristianisierten Regionen wie Böhmen)

Zur Zubereitung des Teiges, den man nach dem Durchkneten zwei Stunden kühl stehen lassen sollte, benötigt man:


  •  500 Gramm Mehl (gerne auch Dinkelvollkorn)
  • zwei bis drei Eier (mit Dinkelvollkornmehl eher drei)
  • 50 Gramm Schmalz (wahlweise Olivenöl)
  • 1-2 El Wasser
Während des Ruhens bereitet man aus den nachfolgend genannten Zutaten eine Füllung.
  • 750 Gramm Rindfleisch (durchwachsen)
  • 125 Gramm durchwachsenen Speck
  • zwei bis drei Äpfel (auch Pflaumen im gleichen Gewichtsanteil von etwa 350 Gramm sind alternativ denkbar)
  • zum Abschmecken und Würzen: Pfeffer, Liebstöckel, Thymian, Majoran, zwei Knoblauchzehen
  • zum Binden drei Eier + ein extra Eigelb zum Bestreichen.
Das Rindfleisch wird zunächst gekocht und dann mit dem Obst und dem Speck durch einen Fleischwolf gedreht, bzw. wahlweise im Mixer vermengt. Mit den Gewürzen anschließend abschmecken und ganz zum Schluss die Eier hinzu geben.
Danach wird der Teig dünn ausgerollt, die Füllung mittig aufgetragen und anschließend zugeschlagen und an den Rändern verklebt. Der nun entstandenen Strudel wird eingestochen, um Feuchtigkeit entwichen zu lassen und bei etwa 200 Grad (vorgeheizter Ofen) etwa eine Stunde gegart. Nach etwa einer halben Stunde Garzeit mit dem Eigelb bestreichen.
Das Gericht schmeckt laut Fahrenkamp gut mit der Wirtzkreyter-Salse....