Knödel, Kraut und Krustebraten

Es dampft, es brodelt, kocht und brät – wer schon einmal einen mittelalterlichen Markt besucht hat, selbst dem Lagerleben frönt oder gar historisch vollgerüstet, vollversiert und vollgewandet ist, weiß, wovon ich spreche. Es geht nicht um einen Dampfgarer – nein, wir lieben es, wenn das Sauenfett trieft, das Kraut braun wird und die Kartoffel….. halt…..… wenn die Knödel aneinander kleben. Wenn du dich fragst, was ich gegen Kartoffeln habe, solltest du unbedingt weiter lesen.

Küche, Kräuter, Zauberey soll Einblick ins kulinarische und handwerkliche Mittelalter gewähren.

Viel Freude beim metaphorischen Eintauchen in Kochtopf, Bratenfett und die Vergangenheit mit einem Leben ohne Punkte, Sterne, Druckknopf und künstliche Aromastoffe

Magistra furiosa

Montag, 4. Juni 2012

Liebstöckel - Levisticum officinale - "Maggikraut"

Ich bin ehrlich: Liebstöckel ist in meinen Augen ein Un-Kraut. Und zwar einfach, weil er sich unkrautig verhält: Er wächst und wächst und wird größer und größer - keinen Liebstöckel ernten zu können, wenn man einmal einen der robusten Ableger gesetzt hat, ist fast unmöglich.

Anwendung

Ligusticum mutellina - Alpen-Mutterwurz
Das war es dann aber auch schon mit dem Unkraut, denn Liebstöckel ist mit seinen starken aromatischen ätherischen Ölen ein idealer Bestandteil zum Würzen von Eintöpfen, Salatsaucen (dezent verwenden!) und zum Einlegen (ebenso dezent verwenden). Mit der Würzsoße Maggi hat das Kraut aber nur den Volks-Namen gemein, es ist kein Bestandteil des Würzproduktes.
Der Liebstöckel wird neben seinem oben genannten lateinischen Namen seit dem Frühmittelalter auch mit dem Namen "Ligsuticum" bezeichnet, den er sich mit den Mutterwurzarten teilt, da ihnen als Wuchsstandort von Disokurides das Land Ligurien (zwischen dem Rhonetal und Genua) zugeschrieben wird. Eine botanische Verwandtschaft liegtzwar vor, die Arten sind aber eigentlich nicht verwechselbar, weswegen es sich möglicherweise bei der gleichen Namensgebung um einen Tradierungsfehler handelt.
Levisticum officinale - Liebstöckel

 Sowohl dem Mutterwurz als auch dem Liebstöckel wird nachgesagt (unter anderem von Hildegard von Bingen), dass er die Periode fördert und einsetzen lässt (siehe hierzu auch im unteren Abschnitt "Zauberey")

Gefahren


Im Übermaß genossen kann Liebstöckel Frühwehen verursachen.

"Zauberey" und medizinische Verwendung

Liebstöckel war neben Sellerie (ebenso wie Liebstöckel und Petersilie ein Doldenblütlker), Efeu und einigen Nachtschattengewächsen Bestandteil der sogenannten Hexensalben, denen ein eigener Eintrag zu widmen sein wird.
Dies lässt sich sowohl anhand seines typischen Geruchs und Geschmacks, der die Bitterstoffe enderer bestandteile zu überdecken vermag, als auch anhand seiner Funktion als "Abtreibungs"kraut (und damit als "typisches" Frauenkraut) erklären. Dabei wäre nicht vom "Abtreibungskraut" gesprochen worden sondern als Reinigungskraut oder Stagnation lösendes Kraut. In dieser Funktion wird der Liebstöckel bereits in der Spätantike bei Dioskurides in der Materia Medica erwähnt.

Seine Heilwirkung entfaltet der Liebstöckel bei Verdauungsbeschwerden (hier werden die Früchte verwendet) und unter Verwendung der Wurzekbestandteile bei Harnwegsinfekten zur Prävention von Nierensteinen und Nierengrieß. Der wirksame Bestandteil sind Alkyphtalide, sie befördern die Produktion der Verdauungssäfte und wirken krampflösend und entspannend.

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